PRESSEMITTEILUNG Reihe „Echo Tschechien 2020“ endet und blickt nach vorn 15. 12. 2020

Brünn/ Leipzig, 15.12.2020 – Mit Ablauf des Jahres endet auch die Reihe „Echo Tschechien 2020“, die im Nachklang des Gastlandauftritts bei der Leipziger Buchmesse 2019 Lesungen, Gespräche sowie genreübergreifende Veranstaltungen initiierte und damit die Türen zum deutschsprachigen Buchmarkt für die tschechische Literatur weiter öffnete – allein im Herbst 2020 fanden rund zehn Abende mit tschechischen Autor_innen statt. 

Tomáš Kubíček, Projektleiter „Echo Tschechien 2020“ und Direktor der Mährischen Landesbibliothek Brünn, betont: „Das Jahr 2020 hat uns alle stark gefordert. Mehrfach wurden wir in vollem Literaturlauf ausgebremst. Unsere fest geplanten literarischen Begegnungen im Frühjahr 2020 zu den Buchmessen in Leipzig, London, Paris, Bologna und Warschau wurden kurzfristig abgesagt, während viele Herbstveranstaltungen, etwa zur Frankfurter Buchmesse oder unser deutsch-tschechisches Festival in Leipzig, ins Digitale verlegt wurden. Ich bin stolz darauf, dass es trotz erschwerter Bedingungen gelungen ist, die tschechische Literatur sichtbar zu halten, und sich unser durch Martin Krafl geführtes Team nicht hat entmutigen lassen!“ 

Hybride Formate besonders erfolgreich

„Echo Tschechien 2020“ fand im Herbst gemeinsam mit seinen Partnern in Bremen, Frankfurt a.M., Leipzig, Wien und Zürich statt. Zu den Höhepunkten gehörten das Residenzprogramm mit Schriftstellerin Markéta Pilátová in Leipzig, der Auftritt der tschechischen Bestsellerautorin Alena Mornštajnová bei der digitalen Frankfurter Buchmesse sowie das deutsch-tschechische Festival mit sieben Autor_innen in der Schaubühne Lindenfels Leipzig. Als besonders erfolgreich erwiesen sich die hybriden Formate, die Auftritte vor Ort und via Zoom kombinierten: So erreichten das deutsch-tschechische Festival (27./28.11.) rund 6.500, die Facebook-Live-Gespräche mit Alena Mornštajnová (16.10.) mehr als 9.000 und der Auftritt von Residenzautorin Markéta Pilátová im Literaturhaus Leipzig (19.10.) rund 2.000 Personen. Zahlreiche Interaktionen in den sozialen Medien haben den Austausch über die Auftritte im Netz weitergeführt.

Tschechische Literatur erobert deutschsprachigen Buchmarkt

„Mit Abschluss der Reihe ‚Echo Tschechien 2020‘ darf behauptet werden, dass sich die tschechische Literatur einen unübersehbaren Platz auf dem deutschsprachigen Buchmarkt erobert hat – mit insgesamt über 100 Neuerscheinungen seit 2018, dem Start des tschechischen Kulturjahres zum Leipziger Gastlandauftritt“, so Programmkoordinator Martin Krafl.

Allein zur Herbstsaison 2020 sind über sechs neue tschechische Titel erschienen. Darunter das opulente Sachbuch „Prag 1939-1945 unter deutscher Besatzung. Orte/ Ereignisse/ Menschen“ von Schriftsteller, Verleger und Buchhändler Jiří Padevět, der in Tschechien bereits mehrfach preisgekrönte Roman „Hana“ von Alena Mornštajnová, der Erzählungsband „Die weißen Elefanten“ der Drehbuchautorin, Dichterin und Romanautorin Irena Dousková, der Politthriller „Die Residentur“ von Iva Procházková, die in ihrer Heimat als Krimi- und Kinderbuchautorin berühmt ist, die Western-Parodie „Die Konditorei zum Schielenden Jim“ des Dichters und Prosaautors Marek Toman sowie die Graphic Novel „Die Wilden“ der Comiczeichnerin und Illustratorin Lucie Lomová. (Eine Kurzvorstellung der neuen Titel findet sich angefügt.)

Die Mährische Landesbibliothek Brünn und das Tschechische Literaturzentrum Prag werden auch 2021 und in den kommenden Jahren gemeinsam mit ihren Partnern deutsch-tschechische Begegnungen planen, in naher Zukunft bereits mit rund sieben Autor_innen auf der Leipziger Buchmesse 2021. Darüber hinaus bietet die Website ahojleipzig2019.de weiterhin Zugang zu dem mittlerweile größten deutschsprachigen Archiv tschechischer Autor_innen und Gegenwartsliteratur.

Herbst-Echo Tschechien 2020 wurde veranstaltet von der Mährischen Landesbibliothek Brünn im Auftrag des Kulturministeriums der Tschechischen Republik, gemeinsam mit dem Tschechischen Literaturzentrum Prag und zahlreichen Kooperationspartnern.

Die tschechischen Neuerscheinungen des Herbstes im Überblick

  • Die weißen Elefanten, Erzählungen von Irena Dousková, übersetzt von Mirko Kraetsch, illustriert von Lucie Lomová, Balaena Verlag 2020

Eine Gemeinde in Westböhmen in den 1970er Jahren. Es ist Ende August, die flirrende Sommerhitze über dem heißen Asphalt ist förmlich zu spüren. Ein unsichtbares Netz von Beziehungen aus Liebe und Abneigung, Mitgefühl und Verachtung, Bewunderung und Angst entsteht. Innerhalb einer Woche erfüllt sich der bekannte Abzählreim – Glück, Unglück, Liebe, Ehe, Puppe, Wiege, Gräfin, Tod – der diesem literarischen Kammerspiel seine Struktur gibt. Irena Douskovás raffiniert miteinander verwobenen Geschichten erhalten durch die kongenialen Zeichnungen Lucie Lomovás eine zusätzliche künstlerische Dimension. Für die Arbeit zum vorliegenden Buch begaben sich Autorin und Illustratorin gemeinsam auf eine Zeitreise in die Gegend von Beroun.

  • Die Wilden, Grafic Novel von Lucie Lomová, übersetzt von Katharina Hinderer, bahoe books 2020

Basierend auf wahren Begebenheiten erzählt dieses Album von der Freundschaft zwischen dem Prager Botaniker und Ethnographen Alberto Vojtěch Frič und Cherwuisch, einem Indigenen der Chamacoco, die in Brasilien und Paraguay leben. Sie lernten sich 1908 kennen, als Frič in einer wissenschaftlichen Mission in Lateinamerika unterwegs war. Die Chamacocos litten damals an einer unbekannten Krankheit, für die es keine Heilung gab. Frič beschloss seinen Freund nach Europa zu holen, in Prag wird Cherwuisch geheilt, sorgt aber durch seine Extravaganz und seine Unkenntnis der gesellschaftlichen Gepflogenheiten für großes Aufsehen. Ihre Freundschaft wächst, und später kehren sie gemeinsam nach Brasilien zurück. Aber Cherwuisch hat sich zu sehr verwestlicht, und zuhause glaubt ihm niemand die Geschichten, die er von seinen europäischen Erfahrungen erzählt. Die beiden Freunde haben sich ihren jeweiligen Gesellschaften entfremdet. Lucie Lomová bebildert diese gekreuzten Schicksale im Ligne-Claire-Stil und liefert ein gefühlvolles Drama über das Thema der Andersartigkeit. 

  • Hana, Roman von Alena Mornštajnová, übersetzt von Raija Hauck, Wieser Verlag 2020

Ein mährisches Städtchen 1954 – Mira widersetzt sich ihren Eltern und geht aufs Eis. Zur Strafe erhält sie kein Törtchen, aber dieses Ereignis verändert ihr Leben für immer. Die Tragödie bindet sie an ihre schweigsame, seltsame Tante Hana und beide müssen lernen, miteinander zu leben. Allmählich wird die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren aufgedeckt und Mira versteht, warum sich die Tante so schwer im Leben zurechtfindet. Drei Generationen Familiengeschichte im 20. Jahrhundert, zwei geschickt verwobene Zeitebenen und Schicksale. Zwei Frauen haben sich neben dem durchlebten Leid auch mit der Frage der Schuld auseinanderzusetzen, wenn durch eigenes Handeln anderen Leid zugefügt wird, bewusst oder unbewusst. Und wie erträgt man, als Einzige überlebt zu haben. Die Geschichte, die auf wahren Begebenheiten basiert, ist in einem mitreißenden Tempo geschrieben, dramatisch wie ein Film. Alena Mornštajnovás mehrfach preisgekrönter Roman ist in Tschechien ein Bestseller.

  • Prag 1939-1945 unter deutscher Besatzung. Orte/ Ereignisse/ Menschen. Sachbuch von Jiří Padevět, übersetzt von Kathrin Janka, Mitteldeutscher Verlag 2020

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1939 wurde Prag Hauptstadt des Protektorates Böhmen und Mähren. Auf der Prager Burg nahm der Reichsprotektor seinen Dienstsitz. In der Folge war Prag zentraler Ereignisort der nationalsozialistischen Besatzung wie auch des tschechoslowakischen Widerstandes (Heydrich-Attentat). Die Geschichte der Tschechoslowakei in dieser Zeit ist mit Prag unmittelbar verknüpft, wovon bis heute viele historische Spuren zeugen. Jiří Padevět bietet erstmals ein umfangreiches, detailliertes und reich bebildertes Werk zur Moldaustadt während der deutschen Besatzung (März 1939 bis Mai 1945). Sein Buch bietet die Grundlage für neue historische wie aktuelle gesellschaftliche Debatten. Topographisch gegliedert und nach den heutigen Stadtteilen Prags ausgerichtet, eignet es sich zudem als Reiseführer für Geschichtsinteressierte.

  • Die Residentur, Kriminalroman von Iva Procházková, übersetzt von Mirko Kraetsch, Braumüller Verlag 2020 

Der Tod eines unbequemen Journalisten unmittelbar vor der Europawahl steht am Beginn einer dramatischen Geschichte, die sich im Verlauf einer Woche abspielt. Štěpán Chytil, ein Ministerialbeamter mit großen Ambitionen, verbirgt hinter der Fassade von geradezu langweiliger Anständigkeit das Geheimnis seines Lebens. Dank der Unterstützung einflussreicher Akteure ist er sehr weit aufgestiegen. Ein Scheitern wäre schicksalhaft. Um jeden Preis versucht er den Absturz zu verhindern. Korruption, Mord, zweifelhafte Finanzierung des Wahlkampfs, schmutzige Praktiken der Geheimdienste – jedes Mittel ist ihm recht. Doch die Umstände deuten auf eine bittere Niederlage. Denn einen gefährlichen Gegner hat Chytil nicht nur in seinem kompromisslosen Sohn, sondern auch sein eigenes Gewissen könnte ihn zu Fall bringen.

  • Die Konditorei zum Schielenden Jim, Kinderbuch von Marek Toman, übersetzt von Raija Hauck, illustriert von Františka Loubat, Drava Verlag 2020

In dieser Stadt im Wilden Westen geht eigentlich alles ziemlich schief, da ist nur ein Gefängnis und … ein ziemlich gemütliches Café. Warum aber gehen die hartgesottenen Trapper ins Café? Nur um beim Schielenden Jim Kaffee und Kuchen zu genießen? Nun, weil da Fräulein Boženka, die aus dem fernen Böhmen kam, mit den Trappern über Bücher spricht. Kann die Lektüre klassischer Bücher, kann Fräulein Boženka etwas bei den Desperados bewirken? Warum sollen sie sich für den Grafen von Monte Christo oder Romeo und Julia interessieren? Marek Tomans leichte Western-Parodie ist ein Kinderbuch, das auch Erwachsene begeistern kann – enthusiastische Leser und Leserinnen, solche, die es werden wollen, und solche, die ihre Liebe zum Buch weitergeben wollen. Die Illustrationen stammen von Františka Loubat. Das Buch wurde in Tschechien mit dem Literaturpreis Goldene Schleife ausgezeichnet.

 

PRESSEKONTAKT

 

Susanne Meierhenrich                                  

Pressesprecherin                                           

M 0049-(0)171-742 1717                              

smeierhenrich@t-online.de                           

 

Ruth Justen

Social Media Managerin

M 0049-(0)174-783 1205

ruth@justen-journalismus.de

 

Website: Leipzig2020Tschechien

Facebook: Leipzig2020Tschechien  

Twitter: @Leipzig2020Tsch

Instagram: AhojLeipzig2020

 

PROGRAMMKOORDINATION

Martin Krafl

Programmkoordinator

Leipziger Buchmesse 2019/ 20

Tschechisches Kulturjahr DE/A/CH

Moravská zemská knihovna Brno

Martin.Krafl@mzk.cz

Newsletter abonnieren

Verpassen Sie keinen Programmpunkt des Tschechischen Kulturjahres und abonnieren Sie unseren Newsletter.

Drupal ᐬrts Drupal Váš Expert Na Drupal Web