PRESSEMITTEILUNG Michal Ajvaz, Viktorie Hanišová, Jan Němec, Marek Šindelka, Kateřina Tučková - Tschechien bietet deutschsprachige Leseproben herausragender neuer Titel an 15. 03. 2020

Leipzig, 15.03.2020 - Heute wäre die Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen, auf der Tschechien zahlreiche neue Publikationen vorstellen wollte - darunter vier Romane und eine Graphic Novel, die bisher noch nicht in deutscher Sprache veröffentlicht worden sind. Dafür hatten die Veranstalter des tschechischen Auftritts, die Mährische Landesbibliothek Brünn im Auftrag des tschechischen Kulturministeriums, eigens Leseproben ins Deutsche übersetzen lassen. Sie geben Einblicke in herausragende Titel der tschechischen Autor_innen Michal AjvazViktorie HanišováJan NěmecMarek Šindelka und Kateřina Tučková. Interessierten werden diese Leseproben nun gern auf digitalem Wege, als PDFs, zur Verfügung gestellt. Dazu bitten wir um Nachricht an smeierhenrich@t-online.de.

Kurzvorstellung der als Leseproben verfügbaren tschechischen Titel 

Michal Ajvaz, „Města“ („Städte“), Roman, Druhé město 2019, Leseprobe übersetzt von Veronika Siska 

Michal Ajvaz ist in Tschechien bekannt als Vertreter des ‚magischen Realismus‘, seine Werke zeichnen sich durch absurde Komik und eine phantastische, symbolistische Ästhetik aus. In seinem neuen Roman „Města“ („Städte“) verspricht der Erzähler der Frau seines alten Freundes Stephen, in Stockholm nach einem mysteriösen Flash-Laufwerk zu suchen. Dort ist es aber nicht mehr zu finden, und so folgt der Erzähler dessen Spuren. Seine Suche wird schließlich zu einer Weltreise: von Schweden nach Norwegen und dann in die Niederlande, nach Irland, Frankreich, an die Ost- und Westküste der Vereinigten Staaten, nach Japan und Polen. Auf seiner Reise hört er Geschichten über sich verändernde Statuen und essbare Mosaike, die Entstehung eines Romans, bestehend aus einem einzigen Satz, das tragische Ende eines französischen Ozeanologen, das literarische Werk eines exzentrischen bayerischen Bürgermeisters oder eine Religion, die im Internet geboren wird …

Michal Ajvaz, geboren 1949 in Prag, ist Prosaautor, Dichter und Übersetzer. Er studierte Tschechisch und Ästhetik. Heute arbeitet er im Zentrum für theoretische Studien der Akademie der Wissenschaften. 1989 debütierte er mit der Gedichtsammlung „Vražda v hotelu Intercontinental“, zwei Jahre später folgten die Erzählungen „Návrat starého varana“ („Die Rückkehr des alten Waran“). 2012 erhielt Ajvaz den Literaturpreis Magnesia Litera. Seine Prosa wurde in mehr als 15 Sprachen übersetzt. 

Bereits auf Deutsch erschienen:

Die Rückkehr des alten Waran, übersetzt von Veronika Siska, Větrné mlýny und Wieser Verlag 2019

Viktorie Hanišová, „Houbařka“ („Die Pilzsammlerin“), Roman, Host 2018, Leseprobe übersetzt von Raija Hauck

Viktorie Hanišová gehört zu den viel versprechenden tschechischen Autor_innen der jüngeren Generation. Ihr neuer Roman „Houbařka“ („Die Pilzsammlerin“) handelt von dem Versuch, einem Trauma zu entkommen: Sarah verbirgt ein Familiengeheimnis, welches sie seit ihrer Kindheit mit sich herumträgt und zu vergessen bemüht. Dazu wählt sie das vereinsamte Leben in einer Familienhütte im Böhmerwald, wo sie sich durch das Sammeln von Pilzen ernährt. Erst nach und nach kommen Indizien zum Hintergrund ihrer Entscheidung zum Vorschein, ihre Heimatstadt Plzeň und das Familienumfeld zu verlassen. Mit meisterlicher Erzählkraft dringt Viktorie Hanišová zum Kern verschwiegener Beziehungen durch. 

Viktorie Hanišová, 1980 in Prag geboren, ist Prosaschriftstellerin, Übersetzerin und Fremdsprachenlehrerin. Sie studierte Anglistik und Germanistik und veröffentlichte Romane, in denen sie Fragen der modernen Familie und Gesellschaft kontrovers verarbeitet. Der Roman „Anežka“ war ihr literarisches Debüt (2015), in dem sie die dysfunktionale Beziehung einer Mutter und ihrer Stieftochter, verdeckten und offenen Rassismus sowie gesellschaftliche Stereotype thematisiert. 2018 folgte der zweite Roman über kindliche Traumata und häusliche Gewalt „Houbařka“. 

Bereits auf Deutsch erschienen:

Anežka, Roman, übersetzt von Hana Hadas, Klak Verlag 2019

Jan Němec, „Možnosti milostného románu“ („Möglichkeiten des Liebesromans“), Roman, Host 2019, Leseprobe übersetzt von Martin Mutschler 

Jan Němec, Träger des Literaturpreises der Europäischen Union, hat seinen jüngsten Roman „Možnosti milostného románu“ („Möglichkeiten des Liebesromans“) genannt. Darin erzählt er die Geschichte einer großen Liebe und sechsjährigen Beziehung. Das eigentliche Drama spielt jedoch woanders: in dem eigensinnigen und quälenden Bedürfnis zu verstehen, warum diese zu Ende ging, und wie aus den Trümmern einer Liebesbeziehung ein Liebesroman entsteht. Dies geschieht im Rekurs auf Metatexte wie die „Göttliche Komödie“ bis hin zu Artikeln der Boulevardpresse. Der Leser wird Zeuge, wie der Autor sich zur Romanfigur verwandelt und die Grenzen der körperlichen und geistigen Intimität überschreitet. 

Jan Němec, 1981 in Brno geboren, ist Prosautor. Er studierte Religionswissenschaft und Soziologie sowie Dramaturgie an der Theaterhochschule in Brno. Heute ist er Redakteur der Zeitschrift und des Verlages Host sowie Dramaturg beim Tschechischen Fernsehen. Er war Gründungsmitglied und Vorsitzender der Asociace spisovatelů, einer 2015 gegründeten Interessenvertretung von tschechischen Autor_innen der jüngeren Generation. Němec debütierte mit der Gedichtsammlung „První život“ (2007), danach folgte der Erzählungsband „Hra pro čtyři ruce“ (2009). Für seinen Roman über den Fotografen František Drtikol (2013, „Die Geschichte des Lichts“) wurde er mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet. 

Bereits auf Deutsch erschienen:

Die Geschichte des Lichts. Roman, übersetzt von Martin Mutschler, Osburg Verlag 2019

Marek Šindelka, „Svatá Barbora“ („Heilige Barbara“), Graphic Novel, Lipnik 2016, Leseprobe übersetzt von Doris Kouba 

Marek Šindelka ist einer der in Tschechien meist geschätzten und im Ausland gefragtesten Schriftsteller. Seine Graphic Novel „Svatá Barbora“ („Heilige Barbora“) ist geschrieben und gezeichnet nach einem realen Fall, der die tschechische Gesellschaft vor zehn Jahren bewegte: In einem kleinen Ort wurde ein Pflegekind entdeckt, das offenbar über Jahre im Keller gefoltert wurde. Im Laufe der Ermittlungen zeigte sich aber, dass es kein Kind, sondern eine erwachsene Frau war. Während der Aufklärungsarbeit verschwand sie, bis heute fehlt von ihr jede Spur. Marek Šindelka, Marek Pokorný und Vojtěch Mašek haben sechs Jahre lang recherchiert und eine Graphic Novel entworfen, die sich zwischen Thriller und einem gezeichneten Essay über Wahrheit und Lüge, über Korruption und politische Machenschaften bewegt.

Marek Šindelka, geboren 1984 in Polička, Tschechien, studierte Kulturwissenschaften an der Karlsuniversität und Drehbuch an der Filmakademie in Prag. Er hat Lyrik, Prosa sowie Drehbücher verfasst und für seine Werke den Jiří Orten-Preis erhalten. Sein erster Roman „Der Fehler“ („Chyba“, 2008) wurde mit dem Preis Magnesia Litera als ‚Buch des Jahres‘ ausgezeichnet. 

Bereits auf Deutsch erschienen:

Der Fehler, übersetzt von Doris Kouba, Residenz Verlag, 2018

Kateřina Tučková, „Bílá voda“ („Weißes Wasser“), Roman, Host 2020, Leseprobe übersetzt von Iris Milde 

Kateřina Tučková ist eine der erfolgreichsten tschechischen Autorinnen. Ihr jüngster Roman „Bílá voda“ („Weißes Wasser“) handelt von den Verfolgungen der Ordensschwestern während des kommunistischen Regimes und der „Priesterweihe“ für Frauen. Nach der Liquidation der Frauenklöster durch das kommunistische Regime im Jahre 1950 wurden die Ordensschwestern in Sammellager gebracht, wo sie Zwangsarbeit verrichteten - unter staatlicher Aufsicht lebten tausende von ihnen unter diesen Umständen bis zum Jahr 1989. Die Geschichte der Hauptfigur Schwester Evarista ist mit dem Schicksal der tschechoslowakischen Untergrundkirche verwoben, welche sich im Gegensatz zur offiziellen katholischen Kirche weigerte, dem kommunistischen Regime gegenüber loyal zu sein. In der Folge wurde sie zur Priesterin geweiht und arbeitete als solche, bis das Land seine Freiheit wiedererlangte und sie vom Papst exkommuniziert wurde. 

Kateřina Tučková, geboren 1980 in Brno, erhielt 2010 den wichtigsten Literaturpreis des Landes Magnesia Litera für „Vyhnání Gerty Schnirch“ („Gerta. Das deutsche Mädchen“). Ihr bekanntester Roman und tschechischer Bestseller „Žítkovské bohyně“ („Das Vermächtnis der Göttinnen“) wurde mit gleich vier tschechischen Preisen ausgezeichnet und in 13 Sprachen übersetzt. Kateřina Tučková lebt in Prag und in Brünn. 2017 erhielt sie den „Preis für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“ des Instituts für das Studium totalitärer Regime. 

Bereits auf Deutsch erschienen:

Das Vermächtnis der Göttinnen, übersetzt von Eva Profousová, DVA 2015; Gerta. Das deutsche Mädchen, übersetzt von Iris Milde, KLAK Verlag 2019

Tschechien2020Leipzig wird veranstaltet vom Kulturministerium der Tschechischen Republik und der Mährischen Landesbibliothek sowie der Leipziger Buchmesse, mit Unterstützung des Generalkonsulats der Tschechischen Republik in Dresden, der Partnerstädte Leipzig und Brünn sowie der Tschechischen Zentren in Deutschland.

 

PRESSEKONTAKT

 

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„Leipzig2020Tschechien“

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